Integrieren II

Integration lässt sich für mich nicht so rasch abhandeln. Also geht es weiter mit diesem wichtigen Thema, einer der wertvollsten, weiblichen Fähigkeiten. Gleichzeitig warten „die Großmütter meiner Kindheit“ darauf, sich weiter zu erzählen. Milga, Jeja, La Gin, Anna (meine persönliche Großmutter), Annetta de Rossett, Lena… dies sind ihre Namen… lebten für mich, wie im Märchen, in einem magischen Hain, den sie selber verkörperten. Ich sehe sie wie Eichen; mächtig, stabil, ewig, gütig, natürlich, erhaben, authentisch… ich fühle ihren Hain, dieses geschützte Territorium, in welchem ich, kleines Wesen, vollkommen unversehrt spielen, tollen… und überleben kann. Für mich ist gesorgt; es gibt jederzeit köstlichen Kalorien-Nachschub, frisches Wasser, frische Kleider, ein immenses, vollkommen durchgelegenes Bett, ein paar Küsse auf mein Haupt…

Alle Häuser standen jederzeit offen. Ich durfte überall, respektvoll eintreten und das magische Wort „permesso?“ (… ist es erlaubt?) aussprechen. Immer war ich willkommen. Für mich waren die einzelnen Lebensräume voller Faszination und Magie. La Gin lebte neben meiner Großmutter Anna. Ihr Haus glich einer Höhle. „Schöner Wohnen“ war hier als Vorstellung noch nicht angekommen. Ich sehe mich noch in ihrem „Eingangsbereich“ stehen und staunen. Nur Steine. Nackter Stein, keine Gegenstände. Eine urzeitliche Höhle für das magische Wesen „La Gin“. Dieser Name! Für mich war sie uralt; wenige Zähne in diesem Lachen, tief zerfurchte Landschaft ihr Gesicht. In den Kriegswirren hatte sie all ihre Kinder auf einen Leiterwagen gepackt und war umhergezogen. Einmal realisierte sie unterwegs, dass ein Kind fehlte. Kein Drama; zurückgehen, es finden und weiter!

Vor ihrem Haus hatte sie ein Loch ausheben lassen. Wir nannten es alle „il buco della Gin“ (das Loch der Gin). Das Loch diente als kollektive Kompost-sammel-Station. Ich liebte es, wenn meine Mutter mir auftrug: „buttalo nel „buco della Gin!“ (schmeiß es in das Loch der Gin). Ein magisches Loch, dass alles aufnahm und verdaute. Sehr praktisch!

Das Weibliche weiß, wie Integration geht, weiß wie man jemanden einbezieht, abholt, einlädt, weiß wie sich dazugesellen, in eine Gruppe einfügen, in ein System, in ein Unternehmen. Das Weibliche beherrscht die Kunst, Generationen, die scheinbaren Gegensätze und die Unterschiedlichkeiten zusammen zu bringen – und verwendet eine Menge Energie darauf das täglich zu tun. DANKE Gin! Du warst die gütige Hexe meiner Kindheit. Ich habe Dich singen und tanzen sehen. Ich werde Deinen archaischen Zauber nie vergessen.